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Die FF St. Andrä-Wördern hat über Jahrzehnte die Ölbekämpfung sehr ernst genommen und sich den veränderten Herausforderungen innovativ und professionell gestellt. Nun wurde das nächste Ölbekämpfungsupgrade entwickelt und bereits erfolgreich getestet. Die Ölbekämpfung ist eine der wesentlichsten und zugleich sensibelsten Aufgaben des Wasserdienstes. Die stets steigende Frequenz von Berufs- und Privatschifffahrt mit daraus resultierenden häufigeren Vorfällen im Gebiet der Gewässerverunreinigung (Schadstoffeinsätze) als auch der bewusstere, nachhaltigere Umgang mit unserer Umwelt hat es notwendig gemacht, noch effizientere Lösungen zur Ölbekämpfung zu entwickeln.

 

Der Urvater der professionellen Ölbekämpfung in der FF St. Andrä-Wördern ist Ehrenhauptbrandinspektor Leopold Pfennigbauer. Schon vor Jahrzehnten hat er sich intensiv mit der effizienten Aufbringung von Ölbindemittel beschäftigt. Dabei hat er sich seiner außergewöhnlichen Kenntnisse und Erfahrungen im Bereich des Atemschutzes bedient. So simpel, so genial war dann auch seine erste Ölbekämpfungseinheit, die über Jahrzehnte sehr gute Dienste geleistet hat und auch in Zukunft bei jedem Einsatz nachwievor dabei sein wird. Ein durch Atemschutzflaschen unter 4 bar Druck gesetztes 100l Druckfass fördert das vorher per Hand abgemischte Ölbindemittel/Wassergemisch zum am Arbeitsboot montierten Sprühbalken. Die darauf fixierten Spritzdüsen sorgen für eine flächendeckende Aufbringung desGemisches.

 

Nun haben sich die Einsatzparameter im Laufe der Jahre geändert. Die zu „behandelten“ Flächen sind größer. Der ausschließlich durch die Behörde beauftragte Einsatz von Ölbindemittelt erfordert mehr Flexibilität und Spontanität. Auch die eingesetzten Ölbindemittel selbst lösen in der heutigen Zeit Bedenken aus. Die Behörde hat hier eine gewaltige Verantwortung. Sie muss die richtige Balance zwischen Lösung des Problems, nachhaltigem Umgang mit der Umwelt und Einsatzkosten finden. Um dem gerecht zu werden und die Behörde bei Ihren Aufgaben zu unterstützen, hat sich die FF St. Andrä-Wördern auf eigene Kosten dazu entschlossen, in die Fußstapfen von Leopold Pfennigbauer zu steigen und sein Konzept aufs nächste Level zu bringen. Die Idee der Ölbekämpfungseinheit 4.0 war geboren.

 

Im Laufe von unzähligen Abenden mit schon fast philosophischen Gesprächen wurde ein Pflichtenheft erstellt:
Die Dosierung muss für die Behörde, abhängig vom Verschmutzungsgrad, exakt nachvollziehbar, einstellbar und für die Einsatzkräfte einfach, kontinuierlich und großflächig einsetzbar sein. Die Dosis macht‘s – so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Umwelt und Kosten im Fokus.

 

Die größte Herausforderung war es, den richtigen „Dosierer“, welcher das viskose Ölbindemittel mit dem Wasserstrom exakt und homogen vermischen kann, zu finden. Schließlich wurden wir in der Industrie fündig. Eingesetzt wird ein Dosierer, der zwischen 0,2 und 6 bar verstellbar 1-5% Zumischung gewährleistet. Ein Wassermengenmesser dokumentiert visuell die Durchflussmengen. Eine, für den vorhandenen Sprühbalken konzipierte, Wasserpumpe mit Druckregulierungseinheit angetrieben durch einen 4-Takt Motor sorgt für den richtigen Druck und die erforderliche Wassermenge. Als Sicherung gegen, durch Fehleinstellung verursachte, Schäden am „Dosierer“ dient ein haushaltsübliches Heizungsüberdruckventil.

 

Angesaugt wird das Wasser durch das TS Ansaugrohr am ABoot. Dieses dient ebenfalls zur Entwässerung der Druckretourleitung. Das ganze Aggregat ist verbaut in einem kompakten Aluträgerrahmen und bringt mit dem notwendigen Verteiler für den Anschluss an den Spritzbalken als auch an die Handsprüher in etwa 70kg auf die Waage. Der Prototypentest im August 2018 hat folgendes, zufriedenstellendes Ergebnis hervorgebracht: Zwei Feuerwehrmänner können problemlos das leichte kompakte Aggregat binnen 10 Minuten einsatzbereit machen. Nach Voreinstellung der Wassermengen und des Arbeitsdruckes können wir nun mit einer Geschwindigkeit zwischen 5-20km/h kontinuierlich das Ölbindemittel-Wassergemisch über den Spritzbalken exakt auf die Wasseroberfläche aufbringen.

 

Dabei kann je nach Behördeneinsatzauftrag das Mischungsverhältnis als auch die Gesamtaufbringungsmenge jederzeit angepasst werden. Der Einsatz kann jederzeit gestartet und gestoppt werden, ohne dass Ölbindemittel verschwendet bzw. unnötig der Umwelt zugeführt wird. Die Einsatzleitung bzw. die Behörde hat zu jeder Zeit die Möglichkeit, die tatsächlich aufgebrachten Aufwandsmengen zwecks Einsatzanpassung oder Dokumentation abzufragen. Lediglich das manuelle Wechseln der Ölbindemittelkanister bleibt den Bootsmännern. Der Rest läuft automatisch.

 

Mit diesem System bietet die FF St. Andrä-Wördern dem Bezirksfeuerwehrkommando Tulln als überörtlichen Einsatzleiter bei größeren Schadstoffereignissen auf der Donau und der Behörde die Möglichkeit, fast ortsunabhängig effizient Gewässerverunreinigungen im Sinne der Bevölkerung und der Umwelt zu bekämpfen.

 

Recht herzlicher Dank gilt dem weitsichtigen Kommando der FF St. Andrä-Wördern, welches die finanziellen Startmittel für dieses Projekt zu Verfügung gestellt hat. Last but not least, ist dem “Kern-Entwicklungsteam” Löschmeister Peter Brunner (Installateur), Oberlöschmeister Alexander Kirschner (Maschinenbauer) und Feuerwehrmann Lukas Pfeiffer (Mechatroniker) für ihren ambitionierten und außergewöhnlichen Einsatz neben dem normalen Feuerwehralltag über Monate hinweg zu danken. Sämtliche Bestandteile des Aggregates wurden von verschiedenen Lieferanten zugekauft, in Eigenregie angepasst und zusammengebaut.

   

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